Chronische Schmerzen, funktionelle und psychische Beschwerden durch psychosomatische Symptome nehmen seit Corona zu
02/02/2021: Dr. Helga Pohl, Nico Scheidtweiler, Renate Bruckmann
Starnberg | Aktuell, unter den Corona-Lebensbedingungen nehmen bei Arbeitnehmerinnen und-nehmern „unerklärlich“ scheinende funktionale funktionelle Beschwerden ohne organmedizinischen Befund stark zu, wie z. B. Nackenschmerzen, Rückenschmerzen, Gefühl von "Kloß im Hals, Schluckstörungen, Kieferschmerzen, Ohrgeräusche, Schwindel, Hüft-, Bein – und Fußschmerzen, Atemstörungen, Schmerzen in der Magengegend und Depressionen. Hintergrund können neben der psychischen Belastungen auch Fehlhaltungen im Homeoffice sein.
Verspannungs-Krankheiten im Homeoffice
„Neben der festgestellten Zunahme an Stress durch die direkte Corona-Angst gibt es auch körperliche Ursachen für funktionelle und als psychosomatisch bewertete Beschwerden. Auslöser kann auch die Situation im Homeoffice sein“, erläutert Dr. Helga Pohl, Vorsitzende des Verbandes für Sensomotorische Körpertherapie.
Arbeitgeber bieten seit Beginn der Pandemie zunehmend die Möglichkeit des Homeoffice an, meist allerdings sehr kurzfristig und ohne klare Vorgaben für das ergonomische Arbeiten zu hause.
Arbeitsplatz und Umfeld führen zu Verspannungen
Eine Querschnitt-Studie der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der LVR-Kliniken Essen verdeutlicht die psychischen Auswirkungen der Pandemie:
65% der Befragten empfinden aufgrund der Pandemie seelischen Stress, 59% fürchten sich davor, sich mit COVID-19 zu infizieren, 45% berichten von erhöhter Ängstlichkeit, 14% von depressiven Symptomen. Quelle: https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4909664
Verspannungs-Krankheiten im Homeoffice
„Nicht alle Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer haben dort einen idealen Arbeitsplatz mit Bürotisch, Bürostuhl und großem Bildschirm. Viele arbeiten am Küchentisch, im Wohnzimmer an der Couch und blicken auf den kleinen Laptop- oder Smartphone-Bildschirm. Das führt zu Verspannungen und Fehlhaltungen, die zu teilweise massiven Beschwerden führen können. Zum Beispiel Nacken- und Rückenschmerzen durch zu hohe oder zu niedrige Arbeitstische, Kopfschmerzen und „Kloß-im-Hals“ durch stundenlangen Laptop und Handy-Gebrauch“, betont Helga Pohl.
Hinzu kommt möglicherweise noch mehr Stress durch zu betreuende Kinder, und das Gefühl, nicht allem gleichzeitig gerecht werden zu können, was ebenfalls zur Zunahme von Verspannungen führt. So kann ein Teufelskreis aus Stress - Anspannungen-Beschwerden entstehen. Fehlt dann noch der Ausgleich durch Sport und soziale Kontakte, drückt das zusätzlich auf Psyche und Körper.
Homeoffice mit Regeln
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollten darauf achten, wie sie im Büro arbeiten. Einzelne Aspekte lassen sich schnell umsetzen:
- Etwa alle 1 ½ Stunden Stunden eine Pause einlegen, in der man aufsteht, herumgeht, sich etwas anderem zuwendet. Man kann sich einen Wecker stellen, um tatsächlich Pause zu machen.
- Übungen gegen Verspannungen wie den Cat Stretch nach Thomas Hanna in den Tagesablauf einbauen.
- Den Arbeitgeber um mehr Unterstützung bei der technischen Ausstattung, z.B. einen großen Bildschirm, bitten. Ist arbeiten am Laptop unvermeidlich: zweite Tastatur und Maus anschließen und den Monitor so hochstellen, dass sich das obere Drittel in Augenhöhe befindet. Nur dann kann man aufrecht arbeiten, ohne Rundrücken, ohne Hohlkreuz und ohne den Kopf in den Nacken legen zu müssen.
- Nutzung eines Stuhls, der erlaubt, aufrecht zu sitzen: Richtige Höhe (alle Gelenke bilden rechte Winkel), gerade Sitzfläche, keine Lordosestütze, keine Armlehnen. Den Stuhl so dicht an den Schreibtisch stellen, dass der Körper fast die Schreibplatte berührt. Die Tastatur sollte man erreichen können, ohne die Arme nach vorn auszustrecken. Beine nicht übereinanderschlagen, Füße nicht nach hinten strecken. Den Kopf nicht aufstützen. Der Monitor sollte so eingestellt werden, dass Arbeitnehmer auf das obere Drittel schauen können,
- Ein Headset erlaubt das Telefonieren ohne Verspannung.
Eine Übersicht über Übungen gegen verspannungsbedingte Beschwerden bietet der Youtube-Kanal der Pohltherapie unter https://www.youtube.com/pohltherapie
Über den Verband für Sensomotorische Körpertherapie nach Dr. Pohl® e.V.
Ein zentraler Zweck des Berufsverbands der Therapeutinnen und Therapeuten, die nach der Pohltherapie® (Sensomotorischen Körpertherapie nach Dr. Pohl®) arbeiten, ist es, diese als gesundheitsbewahrendes bzw. -förderndes Behandlungs-, Präventions- und Heilverfahren in der Öffentlichkeit zu etablieren. Der Verband bildet Ärzte, Psycho- und Physiotherapeuten in der Pohltherapie® aus und stellt die Qualität der Lehre sicher.
Über die Stiftung für Sensomotorische Körpertherapie nach Dr. Pohl® e.V.
Vereinszweck ist unter anderem, durch geeignete Maßnahmen die Verbreitung und Vermittlung der Pohltherapie® und ihrer Erfolge in der praktischen Anwendung zu fördern und so einen Beitrag zur Durchsetzung der Therapie als anerkannten Standard der Heilkunst zu leisten.
Wer sich bei anderen zu diesem Thema noch informieren möchte
- https://www.merkur.de/lokales/ebersberg/poing-ort29300/immer-mehr-ruecken-opfer-90187467.html (Ebersberg: Immer mehr Rückenprobleme dank Homeoffice )